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24. Februar 2024

Ex-Optisegler Viivi und Anton racen um den Globus: Die Etappe Kapstadt – Auckland (4)

Viivi Moisio und Anton Eklund – früher Optisegler, jetzt unterwegs auf einer Regatta rund um den Globus

Die Yawl GALIANA WITH SECURE im Südpolarmeer – an Bord der 53 Jahre alten Swan 55 segelt die jüngste Crew

Tapio Lehtinen, Skipper der GALIANA WITHSECURE, Förderer des Optisegelns in Finnland, segelte auch selbst Optimist

(bmg) Viivi Moisio (21) und Anton Eklund (26), zwei ehemalige finnische Optisegler, gehören zur 12-köpfigen Crew der GALIANA WITHSECURE, einer SWAN 55. Mit der GALIANA nehmen sie aktuell am OCEAN GLOBE RACE 2023/24 (OGR) teil, einem Sprint über 27.000 Meilen rund um den Globus mit Hochseeyachten, die vor 1988 gebaut wurden. Technische Geräte wie GPS, Plotter, Handys, Satellitentelefone sind im Verlauf der Rennen nicht erlaubt. Derzeit sind 13 Yachten beim OGR unterwegs, aufgeteilt in die Adventure Class (4 Boote), Sayula Class (4 Boote) und Flyer Class ( 5 Boote). Gesegelt wird nicht Non-Stopp, sondern in 4 Etappen mit kurzen Zwischenstopps. Die dritte und eigentlich härteste Etappe von Auckland um Kap Hoorn nach Punta del Este/Uruguay haben Viivi und Anton gerade gemeistert, mit Platz 2 in ihrer Adventure Class. “Es war großartig, alles lief sehr gut. Es ist ein ständiger Lernprozess, der für alle angenehm und lohnend ist. Ich bin sehr stolz auf das Team, das von Etappe zu Etappe besser wird. Wir haben Kap Hoorn tagsüber bei richtigem Wetter umrundet, mit guten Wellen und gutem Surfen”, so Tapio Lehtinen, Skipper der GALIANA WITHSECURE, “ich bin sehr stolz auf die junge Crew und die 20- und 21-jährigen Kaisla Jacoby und Viivi. Sie gehören zu den jüngsten Cape Hoornern der Geschichte.”

In Auckland, am Tag vor dem Start zur gerade beendeten 3. Etappe, gaben uns Viivi und Anton ein Interview  – es ist eine Fortsetzung der Gespräche, die wir im September und November mit ihnen führten und auch hier veröffentlichten.

Das Interview wurde in Englisch geführt und ins Deutsche übersetzt.

Ihr seid durch das Südpolarmeer gesegelt, das für Segler voller Horrorgeschichten steckt. Wie habt ihr die Herausforderungen wie hohe Wellen, extreme Kälte, für Yachten gefährliches Treibeis und Stürme gemeistert?

GALIANA WITH SECURE im Südpolarmeer – Böen mit 40-50 Knoten und Riesenwellen – Foto: Tapio Lehtinen Sailing

Viivi/Anton: Vorbereitung ist alles und wir haben das Gefühl, dass wir uns sehr gut vorbereitet haben. Wir haben das Boot so präpariert, dass es den hohen Belastungen standhält, die durch das lange Schlagen in großen Wellen und starken Winden entstehen. Wir haben viel warme Kleidung und gute Ausrüstung dabei. Außerdem haben wir klare Checklisten und Vorgehensweisen für alle Situationen. Wir hatten Glück, dass wir auf der zweiten Etappe (Kapstadt-Auckland) nicht mit allzu rauen Bedingungen konfrontiert wurden. Ein paar Mal frischte der Wind für kurze Zeit auf 40 bis 50 Knoten auf, aber die meiste Zeit waren die Segelbedingungen perfekt. Die Wellen waren groß und wir hatten einige Wellen, die über das Boot kamen und das Cockpit mit Wasser füllten, aber nicht so groß, wie wir gehört hatten, dass sie in der Südsee auftreten können.

Der kürzeste Weg nach Auckland führt nach Süden, so nahe wie möglich an der Antarktis vorbei. Da die Erde eine Kugel ist, verkürzt sich dadurch die zu überwindende Distanz. Allerdings birgt dieser Kurs auch Gefahren wie Eisberge und Wirbelstürme. Um die OGR-Flotte vor dem Schlimmsten im Südpolarmeer zu schützen, mussten mehrere Wegpunkte an Steuerbord passiert werden. Bei einem Wegpunkt handelte es sich nicht um eine Boje mit Flagge, sondern um einen  imaginären Punkt, definiert durch Koordinaten (Längen- und Breitengrad). Mit einem GPS problemlos zu finden. Aber bei diesem Retrorennen durfte nur der Sextant benutzt werden

Die ersten Wegpunkte waren die Inseln Crozet und Kerguelen, die wir ziemlich weit südlich liegen ließen, da wir nicht riskieren wollten, den flachen Gewässern und den Inseln selbst zu nahe zu kommen. Der dritte Wegpunkt war schwieriger, da es sich nur um eine GPS-Koordinate handelte und er ziemlich weit nördlich lag, so dass wir so nah wie möglich heranfahren wollten. Als wir näher kamen, standen wir vor zwei Herausforderungen: Zum einen drehte der Wind, so dass wir den Wegpunkt nicht erreichten, sondern wenden und in die “falsche Richtung” fahren mussten. Die andere Herausforderung bestand darin, dass es an dem Tag, an dem wir den Wegpunkt passieren wollten, bewölkt war und sogar ein wenig Nebel herrschte, was die Verwendung eines Sextanten unmöglich machte. Wir mussten uns auf Dead Reckoning (Berechnung der Position anhand der Geschwindigkeit und des Kurses, den wir gefahren sind) verlassen und beschlossen, mindestens 10 sm Abstand zu lassen, um sicherzugehen, dass wir den Punkt auf der richtigen Seite passieren. Die Umrundung des Wegpunktes war schwierig und wir verloren einige Zeit, zum Glück hatten auch viele andere Boote Schwierigkeiten.

  • Das Routing, die Bestimmung des besten Kurses, ist die Königsdisziplin an Bord. Hier kommen Seemannschaft, taktische Erfahrung, Bauchgefühl und Wetterdaten zusammen. Eure Wetterdaten kommen nicht von den internationalen Wetterdiensten GFS oder ECMWF, sondern von einem “Stand-alone Papierdruck-HF-Funkwetterfax” und einem “einfachen Nicht-GPS-Radar-Seefunkgerät SSB”. Beschreibt besondere Situationen – gute und weniger gute Routing-Entscheidungen.

Auf der ersten Hälfte der Strecke waren die Wetterinformationen sehr begrenzt, da Südafrika kein Wetterfax mehr sendet. Näher an Australien und Neuseeland war es besser. Am

Gute Bedingungen für Viivis Positionsbestimmung mit dem Sextanten

schwierigsten war es, als wir wussten, dass sich ein Tiefdruckgebiet näherte. Kam tatsächlich ein Sturm auf uns zu? Zweimal haben wir den Kurs geändert, um weiter nördlich zu fahren, weil das bei Sturm sicherer ist, aber es stellte sich heraus, dass die Winde nicht so stark waren, wie wir dachten. Dadurch haben wir etwas Zeit verloren. Unsere taktische Idee war, die kürzeste Strecke zu segeln und den Bug Richtung Ziellinie zu halten, da wir den Wind nicht vorhersagen können und nicht wissen, was kommt. Das ist eine sichere Taktik, auf die man sich verlassen kann. Sie hat gut funktioniert, als der Wind stabil und für alle Boote gleich war.

  • Was habt ihr getragen, als es kalt und nass war?

Zum Glück hatten wir nur wenige Tage, an denen es wirklich kalt war. An diesen Tagen trugen wir 3-4 Schichten Merinowolle/Fleece unter unserem dünnen Mehrzweck-Trockenanzug und darüber die Nasswetterausrüstung. Das ganze Team bekam auch Wollshorts, die sich als sehr beliebt erwiesen und viel benutzt wurden. Wir brauchten eine dicke Mütze, aber am schwierigsten war es, die Hände warm zu halten, da sie die ganze Zeit nass waren. Wir halfen uns gegenseitig, wenn es Zeit für den Wachwechsel war, indem wir uns erzählten, wie das Wetter an Deck war und welche Kleidung wir tragen sollten. Das ersparte dem, der gerade aufgewacht war, viel Zeit, weil er nicht erst überlegen musste, was er anziehen sollte.

  • Beschreibt eure Begegnungen mit Seevögeln und Meerestieren. Welche Tiere haben euch am meisten beeindruckt?

Ein Zeitlang gehörte dieser Kormoran zur Crew

Während der Fahrt haben wir eine ganze Reihe von Tieren gesehen. Albatrosse und kleinere Vögel umkreisten das Schiff und folgten uns über weite Strecken. Ein Vogel landete sogar an Deck und schlief mehr als 12 Stunden an Bord der Galiana WithSecure, bevor er weiterflog. Delfine, Wale, Haie und Robben schwammen immer wieder an das Boot heran. Wir haben auch Quallen und Tintenfische gesehen. Viivi gefielen die Wale am besten, da ihre Größe ziemlich überwältigend ist, wenn sie nahe am Boot schwimmen. Anton fand es interessant, die Albatrosse zu beobachten, wie sie in der Luft gleiten, ohne ihre Flügel zu bewegen, selbst bei sehr leichtem Wind.

  • Erzählt über eure Begegnung mit Orcas.

    Wir hatten das Glück, auf der 2. Etappe keine unmittelbare Begegnung mit Orcas zu haben. Aber auf Etappe 1 schwammen ein paar Orcas zum Boot und begrüßten uns. Zum Glück waren sie sehr freundlich und schwammen nach einer Weile weiter. Anfangs war es ein bisschen aufregend. Wir wussten, dass sie Segelboote angreifen können, aber anscheinend tun das nur einige Orcas.

  • Was war für euch das Highlight der 2. Etappe?

    Anton: Die Küste Tasmaniens zu erreichen, nachdem wir 5 Wochen kein Land gesehen hatten, war unglaublich, vor allem weil die Südküste Tasmaniens unglaublich schön ist, mit steilen Klippen. Wir hatten guten Wind und prima Wetter und genossen das Segeln in diesem Moment in vollen Zügen.

    Viivi: Während wir entlang der Küste Neuseelands dem Ziel entgegen segelten. Die Zeit verging schnell, während wir die Landschaft betrachteten und wussten, dass die Ziellinie immer näher kam.

  • Was war für euch die größte Herausforderung auf der zweiten Etappe?

    Gemeinsam Deckswache: Anton und Viivi

    Anton und Viivi: Die größte Herausforderung war, das Wetter zu verstehen und die optimale Route und Segeleinstellung zu finden. Die Winde änderten sich sehr schnell. Das  Boot auf Geschwindigkeit und in der richtigen Richtung zu halten, erforderte viel ständige Arbeit. Es genügte nicht, die Segel nach den aktuellen Windverhältnissen zu wählen, man musste auch voraus denken. Manchmal drehte der Wind in einer Stunde um mehr als 180 Grad. Die Windgeschwindigkeit konnte innerhalb von 20 Minuten von 15 auf 40 Knoten steigen.

  • Euer Kurs lag ganz in der Nähe der spektakulären Südküste Tasmaniens. Im OGR-Tagesbericht vom 7. Dezember wird gescherzt: “Es sieht so aus, als ob Tapio Lehtinen, Skipper der Galiana WithSecure, in Tasmanien Weihnachtseinkäufe macht. Irgendwo habe ich gelesen, dass Amazon liefert, wenn man nicht weiter als fünf Meilen von der Küste entfernt ist. Ich bin sicher, dass er einen Weihnachtsbaum gekauft hat, um seine Familie bei Laune zu halten.” Was war der eigentliche Grund für die Küstenroute?

    Der eigentliche Grund war, dass wir etwas früher als geplant weiter nach Norden segelten, weil wir befürchteten, dass ein ziemlich heftiger Sturm aufziehen würde. Als sich herausstellte, dass es nicht so schlimm war, haben wir die neue, kürzeste Route berechnet. Sie führte mitten durch Tasmanien…. Die beste Option war dann, so nah wie möglich an der Küste entlang zu segeln. Das Land gab uns mehr Wind und wir hatten bis zu 30 Knoten. Wir sahen die gesamte Südküste und fuhren sogar zwischen einigen kleinen Inseln hindurch.

  • Der 6. Oktober ist in Finnland ein Feiertag. Am 6. Oktober 1917 erklärte Finnland seine Unabhängigkeit von Russland. Russland hatte seit 1809 die Herrschaft über das finnische Territorium. Wo wart ihr an diesem Tag und wie habt ihr gefeiert?

    Gut drauf bei der Freiwache unter Deck – Anton und Viivi

    Wir näherten uns Tasmanien, konnten es aber noch nicht sehen. Wir hatten schönes Wetter und fuhren mit guter Geschwindigkeit. Am Morgen haben wir die finnische Flagge gehisst und Ville hat gesungen. Wir feierten auch mit einem guten Abendessen, Zimtschnecken und finnischer klassischer Musik.

  • Ihr habt inzwischen viele Monate auf dem Meer verbracht und es wochenlang beobachtet. Ihr habt es bestimmt noch mehr lieben gelernt. Die Weltmeere stehen im Zentrum des Klimawandels. Sie sind zu warm geworden, die CO2-Konzentration ist zu hoch. Viele Arten sind bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Ein Großteil der Menschheit ist auf Fisch und Meeresfrüchte angewiesen. Auch unser Leben hängt vom Meer ab. Euer Skipper Tapio schrieb: “Als jemand, der die Natur und das Meer liebt (…) möchte ich etwas tun, um diesen schönen Planeten für zukünftige Generationen zu erhalten.”

 Das Wichtigste ist, das Bewusstsein für dieses Problem zu schärfen und dafür zu sorgen, dass es in aller Munde ist. Es ist ein Problem, das früher oder später alle Segler und  Nicht-Segler auf der Welt betreffen wird. Um es zu lösen, brauchen wir die Hilfe aller. Viele denken, dass wir eine große Lösung finden müssen, um das Problem schnell zu lösen, aber es ist einfacher, viele kleine Änderungen vorzunehmen, wie z.B. dafür zu sorgen, dass kein Plastik in die Meere geworfen wird. Ein Umdenken ist notwendig. Wir versuchen auch, mit gutem Beispiel voranzugehen und hoffentlich andere zu inspirieren.

Interview: Birgitt Müller-Genrich/OPTI CLASS GER Öffentlichkeitsarbeit

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